E-Gitarrentypen


E-Gitarre Anfänger


Da der Sound nicht im Verstärker sondern in der Gitarre beginnt ist die Wahl des Instruments von elementarer Bedeutung für die musikalische Stilrichtung, die man spielt oder spielen möchte. Da dieses Feld sehr weiträumig und teilweise auch unübersichtlich ist, teile ich die unterschiedlichen, auf dem Markt befindlichen, Gitarrenkonzepte einmal folgendermaßen auf:

Strato- bzw. Telecasterbauweise (Fender):

Dies stellt eine der ältesten und beliebtesten E-Gitarrenkonzeptionen dar, hier eine Auflistung der Details:

• Stimmmechaniken (Wirbel)meist an einer Seite angeordnet (6 links oder rechts)
• Kopfplatte ist nicht abgewinkelt
• Griffbrett besteht aus Palisander (Rosewood, dunkel) oder Ahorn (Maple, hell)
• Der Hals ist angeschraubt, nicht angeleimt (meistens mit 4 Schrauben)
• Halsprofil ist D- oder V- förmig.
• Der Korpus wird meisten aus Esche oder Erle gefertigt
• Zumeist drei Tonabnehmer (Hals, Mitte, Steg)
• Flache Gitarrendecke
• Massive Holzkonstruktion (Solidbody) ohne Hohlkammern

Sound

Die Stratocaster ist beliebt für ihren „brillanten“ Sound. Ihre Stärken liegen ganz klar im Bereich der cleanen und angezerrten Gitarrensounds. Sie ist die ideale Gitarre für Funk, Soul, Blues, Pop, Rock und Country. Trotz ihres unverkennbaren, eigenständigen Sounds ist dieser Gitarrentyp sehr flexibel einsetzbar. Lediglich die allzu heftig verzerrten Stilrichtungen, wie Nu- Rock oder moderner Heavyrock sind nicht ihre Stärke. Die Stratocaster besitzt einen 5- Wegschalter, mit dem sich die einzelnen Tonabnehmer verschalten lasen. Besonders interessant sind dabei die so genannten „Zwischenpositionen“, bei denen immer zwei Tonabnehmer zusammengeschaltet werden (Steg mit Mitte oder Mitte mit Hals). Die dann entstehenden „in between“- Sounds sind gerade für Funk und Soulrhythmen oder frische Rhythmussounds geeignet.

Für die Telecaster gilt ähnliches. Allerdings hat sie nur zwei Tonabnehmer und eine etwas massiveren Korpus. Die Gitarre ist daher nicht ganz so vielseitig wie die Stratocaster (kurz “Strat“). Der Tonabnehmer am Steg kommt etwas aggressiver daher und kann mitunter sehr „bissig“ oder „scharf“ klingen. Der Halstonabnehmer klingt dafür etwas „wärmer“ und hat einen schönen Sound für angezerrte Bluessoli. Die Telecaster (kurz „Tele“) hat einen 3-Wegschalter um die beiden Tonabnehmer zu verschalten. Sie ist die ideale Gitarre für Country, Blues, Rock´n Roll und (nicht zu heftigen) Rock.

  • Strat-Typ E-Gitarre
    Sound Demo 1
  • Strat-Typ E-Gitarre
    Sound Demo 2
  • Strat-Typ E-Gitarre
    Sound Demo 3




Diese beiden Gitarrenkonzepte bestehen seit den fünfziger Jahren. Bis heute werden diese Gitarren in unveränderter Form angeboten und verkauft. Allerdings wurde speziell die „Strat“ über Jahre und Jahrzehnte immer wieder modernisiert und verändert. Diese Veränderungen fanden ihren vorläufigen Höhepunkt in den späten 80er Jahren. Speziell japanische Firmen hatten mit ihren veränderten Stratocasterkonzeptionen viel Erfolg. Der moderne Heavyrock dieser Zeit verlangte nach immer stärkeren und leistungsfähigeren Tonabnehmern mit noch mehr Flexibilität. So wurden oftmals die etwas leistungsschwachen Singlecoils durch Humbucker ersetzt. Dieser Tonabnehmertyp bestand aus zwei nebeneinander liegenden Spulen und machte dadurch wesentlich mehr Druck und brachte mehr Zerrreseven.

Der massive Einsatz des Vibratosystems von Gitarristen wie Eddie van Halen oder Steve Vai, veranlasste die Hersteller dazu, diese Systeme zu verändern. Das so genannte „Floyd-Rose“ Vibrato war eines der Endergebnisse dieser Entwicklung. Bei diesem Vibratosystem wurden die Seiten am Sattel durch kleine Metallplatten jeweils paarweise festgeschraubt. Dieses Konzept führte zu einem nahezu verstimmungsfreien Vibratoeinsatz. Dieser Trend flaute allerdings in den 90er Jahren wieder ab. Auch Fender begann in den 80er Jahren ihre eigenen Standardmodelle zu modifizieren. Da die Palette an modernen Stratocasterkonzepten unübersehbar groß ist, kommen hier einmal zwei Beispiele:



Diese beiden Modelle zeigen sehr eigenständige und moderne Weiterentwicklungen der alten Gitarrenmodelle. Diese Thematik ist, wie bereits erwähnt gigantisch groß und kann daher an dieser Stelle auch nicht voll und ganz erfasst werden. Allerdings können folgende Marken und Hersteller für qualitativ hochwertige und gute Weiterentwicklungen der alten Konzepte genannt werden. Ich unterteile die Marken in zwei Gruppen. Nämlich in die Gruppe der Hersteller, welche eher traditionelles Design und traditionellen Sound haben und die Gruppe, welche sehr moderne und eigenständige Gitarrenkonzepte entworfen haben:

Gruppe 1: Framus, Music-Man, Pensa-Suhr, Blade, G&L u.a.
Gruppe 2: Ibanez, Yamaha, Jackson, Charvel, ESP u.a.

Hinweis:
Die Unterteilung in diese beiden Gruppen von Herstellern, ist natürlich auch ein wenig mit Vorsicht zu genießen. Selbstverständlich gibt es auch von der Firma Music-Man sehr eigenständige und moderne Konzepte, genau so wie es von der Marke Ibanez, traditionell anmutende Modelle gibt. Die Grenzen sind hier nicht festgelegt und daher auch nicht verbindlich zu betrachten. Es geht hier nur um eine ganz grobe Einteilung. Entscheidend für die Auswahl eines Instruments ist natürlich auch dein persönlicher Geschmack.
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Hier kommen wir nun zu eine weitern sehr populärem Gitarrentyp, welcher mit Sicherheit genauso erfolgreich und bekannt ist, wie die Konzeption der Stratocaster. Bauart und Sound sind natürlich anders. Ebenso wie das Design und die Auswahl der Klanghölzer. Ich bin mir allerdings sehr sicher, dass du auch diesen Gitarrentyp schon häufiger gesehen hast.

Les Paul- oder SG Bauweise (Gibson)

Dies ist die zweite große Gitarrenbauart, welche auch bereits seit den 50er Jahren existiert. Hier die Details:

• Stimmmechaniken jeweils 3 auf einer Seite der Kopfplatte
• Kopfplatte ist abgewinkelt.
• Griffbrett besteht zumeist aus Palisander oder Ebenholz.
• Der Hals ist eingeleimt und nicht geschraubt.
• Halsprofil ist D- oder C- förmig.
• Der Korpus besteht aus Mahagoni oder Ahorn (selten).
• Zwei Tonabnehmer (Humbucker)
• Die Gitarrendecke ist oftmals gewölbt.
• Massive Holzkonstruktion (Solidbody) ohne Hohlkammern
• Optisch meistens sehr aufwendig gestaltet (aufgeleimte Furniere, Bindings, Einlagen im Griffbrett usw.).

Sound

Die Les Paul ist beliebt wegen ihres „singenden“ und gerade im verzerrten Bereich, dynamischen Sounds. Das „perlige“ und knackige Klangbild einer Strat ist daher nicht so ihre Stärke. Diese Gitarrenart kann mitunter sehr wuchtig und auch etwas basslastig daher kommen. Die Stärken dieser Gitarrenart liegen im solistischen Bereich. Wer die Sounds von Santana, Gary Moore oder Slash bevorzugt, liegt mit einer Les Paul genau richtig. Die Konstruktion mit dem angeleimten Hals und dem Mahagonikorpus ermöglicht endloses Sustain. Die Humbucker unterstützen dies. Die Gitarre hat eine höhere Ausgangsleistung als die Strat oder Tele und ist daher auch meistens etwas lauter. Sie ist daher auch eher bei Gruppen und deren Gitarristen zu finden, die es etwas heftiger verzerrt und dementsprechend dynamischer mögen. Gitarristen aus dem Bereich Funk- und Soul werden daher eher seltener zu einer Les Paul greifen.

Auch diese Bauart stellt bis heute eine unumstößliche Referenz dar und wird genau wie die Srat und Tele auch unverändert verkauft. Die etwas aufwendigere Konstruktion, verbunden mit der optisch zumeist etwas edleren Aufmachung, macht diese Gitarrenart zumeist auch etwas teurer. Da diese Bauart, bedingt durch ihre Konstruktion, nicht ganz so einfach zu verändern bzw. zu modifizieren ist, wurde hier auch nicht ganz so stark „gewildert“ wie bei den Startocastertypen.

  • Les Paul-Typ E-Gitarre
    Sound Demo 1
  • Les Paul-Typ E-Gitarre
    Sound Demo 2
  • Les Paul-Typ E-Gitarre
    Sound Demo 3



Wie bereits erwähnt, wurde dieser Gitarrentyp niemals so stark verändert, neu entwickelt, modifiziert und modernisiert wie der Stratocastertyp. Da an der Strat und der Tele wesentlich mehr geschraubt und somit auch leichter auszutauschen ist, war diese Gitarre einfacher umzubauen als die Les Paul oder SG. Dennoch gab es auch hier von anderen Herstellern Kopien und/oder Weiterentwicklungen. Hier folgen nun zwei Beispiele:

Diese Gitarre weist sehr ähnliche optische und technische Merkmale auf, wie das Original von Gibson. Lediglich die Klangregelung ist hier etwas einfacher gehalten. Da dieses Produkt ein deutsches Fabrikat ist und auch optisch nicht ganz so aufwendig daher kommt, ist sie natürlich auch etwas preiswerter. Da der Sound aber als sehr gut eingestuft werden muss, kann diese Les Paul- Kopie oder Interpretation eine echte Alternative zum US- Original von Gibson sein.


Auch wenn diese Gitarre ein Les Paul untypisches Vibratosystem hat (ähnlich wie das einer Stratocaster), ist auch diese Gitarrenkonstruktion vom Sound eher Gibson typisch. Die Gitarren aus dem Hause PRS (Paul Reed Smith) gelten als sehr edel und teuer und stellen für viele Gitarristen das Non Plus Ultra in Sachen verzerrten Sounds dar.

Auch wenn das Les Paul Konstruktionsprinzip nicht so stark verändert wurde, wie das Konstruktionsprinzip der Stratocaster, haben sich doch speziell in den 70 er Jahren einige interessante neue Formen dieser Gitarrenart entwickelt. Auch wenn sich die Korpusform verändert hat, blieb der Sound immer dem Original zumindest ähnlich.

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Jetzt lernst du ein paar „exotische“ Formen kennen. Sie wurden teilweise von Gibson selber entwickelt. Wie schon gesagt: Die Veränderungen hatten eher auf die Korpusform und somit auf die Optik eine Auswirkung und nicht so stark auf den Sound (Ausnahmen gibt es auch hier).

Gibson Flying V und Explorer
Dies Gitarren wurden und werden mit Vorliebe von Hardrock- und Heavygitarristen benutzt. Die Auswahl der Klanghölzer war ähnlich wie bei einer Les Paul. Allerdings gab es auch Explorer- oder Flying V Modelle mit einem Korpus aus Korina. Ob man dies Interpretation des Gibson Modells nun mag oder nicht, fällt in die Kategorie „Geschmacksache“. Da die Aufmachung dieser Gitarren oftmals nicht ganz so edel war und etwas schlichter daher kam, waren sie meistens auch etwas preisgünstiger.



Voll- oder Halbresonanzgitarren

Hier kommen wir nun zu den Gitarrentypen, bei denen der Korpus nicht nur aus einem Stück Massivholz gefertigt wird sondern mit Hohlräumen oder Hohlkammern versehen wird. Dadurch erhöht sich bei diesen Gitarren der „akustische“ Anteil im Grundsound, das heißt: Die Auswahl der Klanghölzer und die gesamte Korpuskonstruktion haben eine fundamentale Auswirkung auf den Sound, der aus dem Verstärker kommt. Da die „Eigenschwingung“ dieser Instrumente höher ist, wirkt sich diese auch stärker auf die Tonabnehmer aus als bei den vorher gezeigten Solidbody- Gitarren. Die Voll- oder Halbresonanzgitarren sind daher auch unverstärkt schon um einiges besser zu hören und dementsprechend lauter.

Der verstärkte Klang dieser Gitarren reicht von warmen Blues und Jazz Klängen über Country und Rock´n Roll hin zu heftiger verzerrten Rocksounds. Die sehr dynamischen Sounds des Hardrock und Heavymetal sind allerdings für diesen Gitarrentyp etwas problematischer, da die Hohlräume und die damit verbundenen Eigenschwingungen des Gitarrenkorpus sehr schnell für unkontrollierbare Rückkopplungen sorgen.

Gibson ES 335
Klassischer Bluessound und traditionelles Design aus dem Hause Gibson. Diese Gitarre hat Hohlkammern und produziert daher einen sehr warmen und runden Sound. Der Sound im Cleanbetrieb ähnelt ein wenig dem einer Les Paul. Die Zerrreserven dieser Gitarre sind aber nicht so hoch. Erste Wahl für angezerrte, warme Bluessounds im Stil von B.B. King und John Lee Hooker.


Gretsch Gitarren
Die Gitarren der Firma Gretsch sind speziell in den Bereichen Rock´n Roll, Blues und Country zu finden. Ihr Klangbild lässt sich am besten beschreiben, indem man sie als eine Art Mischung der Stratocaster- und Les Paul- Bauweisen betrachtet. Durch die Hohlkammern und den angeleimten Hals haben diese Gitarren sehr viel „Pfund“ und einen warmen, druckvollen Sound. Die Tonabnehmer und auch die Stegkonstruktion verleihen der Gitarre aber auch gleichzeitig eine gewisse „Spritzigkeit“ in den Höhen. Auch bei diesem Gitarrentyp muss man sehr vorsichtig mit dem Grad der eingestellten Verzerrung am Verstärker sein, da auch hier schon mal Rückkopplungen oder mikrofonisches Pfeifen auftreten kann. Für alles was gut und kräftig angezerrt gespielt werden soll, sind diese Gitarren aber bestens geeignet.


Gibson ES 175

Auch dies ist eine typische Gitarre für Sounds in Richtung Blues und Jazz. Und auch hier gibt es einen eingeleimten Hals und zwei Humbucker als Tonabnehmer. Diese Gitarre ist wahrscheinlich noch etwas kompromissloser in diesen Stilen einzusetzen als die vorher gezeigte Gibson ES 335. Auch hier gilt: Runder und warmer Bluessound!



Zu den Gitarrentypen mit „Hohlkammern“, also den Halb- oder Vollresonanzgitarren, könnte man noch einiges an Modellen hinzufügen. Besonders der Bereich der Jazzgitarren ist stilistisch sehr groß und umfangreich. Ich habe mich hier also nur auf ein paar ausgewählte Instrumente beschränkt.

Allen Halb- oder Vollresonanzgitarren sind jedoch in folgende Punkte gleich oder zumindest ähnlich:

• Sie haben einen eingeleimten Hals.
• Sind meisten mit Humbuckern bestückt.
• Der akustische Klang ist lauter als bei Solidbody E-Gitarren.
• Der Klang ist meisten etwas wärmer und „bassiger“.
• Reagieren sehr empfindlich auf zu hohe Verzerrungen.
• Haben Hohlkammern.
• Haben meist ein oder zwei „F-Löcher“.
• Die Gitarrendecke ist gewölbt (Arch-Top).

Bis zu diesem Punkt haben wir uns nur mit den wesentlichen Aspekten eines Gitarrensounds, nämlich mit der Gitarre und den Verstärkern, beschäftigt. Alleine diese beiden Faktoren üben einen fundamentalen Einfluss auf die Klanggestaltung und auf den Sound aus.

Wenn du also einen Gitarrentyp und den für dich passenden Verstärker gefunden hast und dein Grundsound somit steht, macht es Sinn, sich über die Verwendung von einem oder mehreren Effekten Gedanken zu machen um deinen Sound auszubauen.
Um dies möglichst zu einem erfolgreichen Ergebnis zu führen, sollte man sich vorher über ein paar grundsätzliche, technische Dinge bzgl. deines Verstärkers und der Gitarre klar werden.

Know-how